Aktuelles, Termine & Veranstaltungen
Verwaltung interkulturell gestalten – Beim Vielfaltsparcours in Dessau-Roßlau wurden neue Erfahrungen im Umgang mit Barrierefreiheit und Teilhabe gewonnen
Dessau-Roßlau
Um Vielfalt, Teilhabe und Barrierefreiheit in der Verwaltung erlebbar zu machen, hat das IKOE-Projekt der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. gemeinsam mit der Kooperation „Dessau-Roßlau lebt Weltoffenheit und Vielfalt“ vom 8. bis 10. September 2025 einen Vielfaltsparcours für Auszubildende, Dualstudierende und Praktikant*innen der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau und des Umweltbundesamtes organisiert.
Der Parcours verbindet Theorie und Praxis: Zunächst setzten sich die Teilnehmenden unter anderem mit Diversität, Inklusion, Chancengleichheit und Diskriminierung auseinander und reflektieren ihre eigene Haltung. Expertinnen und Experten – darunter ein Imam sowie Mitglieder des Behindertenbeirats und des Blinden- und Sehbehindertenverbands – gaben Einblicke in alltägliche Hürden und strukturelle Benachteiligungen.
Im Praxisteil erlebten die Teilnehmenden den Verwaltungsalltag mit eingeschränkten Sinnen und Bewegungsmöglichkeiten. So bewegten sie sich im Rollstuhl durch die Verwaltungsgebäude, suchten mit Sehbeeinträchtigungen den Weg zu einer Sprechstunde oder füllten im Alterssimulationsanzug Formulare aus. Sicht- und unsichtbare Barrieren konnten dadurch erfahrbar gemacht werden.
Die Teilnehmenden hoben positiv hervor, dass der Vielfaltsparcours durch die Verwaltungsgebäude sehr realitätsnah gewesen sei – denn es wurden alltägliche Herausforderungen deutlich und mit den eigenen Sinnen spürbar. „Der Vielfaltsparcours war eine neue Erfahrung für mich. Es ist etwas anderes, Hürden und Barrieren im Verwaltungsalltag selbst zu erleben, als andere nur davon berichten zu hören“, fasste eine Teilnehmerin das Ergebnis zusammen.
Abschließend tauschten sich die Teilnehmenden mit Vertreter*innen der Stadtverwaltung und des Umweltbundesamts aus und entwickelten gemeinsam Ideen, wie Verwaltung barrierefreier, diversitätsbewusster und interkulturell offener gestaltet werden kann.
Rückblick auf die interkulturelle AGSA-Dialogreise in die Lutherstadt Wittenberg: „Menschlichkeit ist der Ausgangspunkt für alles“
Wittenberg
Rund 20 Vertreterinnen und Vertreter von Mitgliedsorganisationen der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) nahmen vom 16. bis 17. August 2025 an einer Dialogreise in die Lutherstadt Wittenberg teil. Unter dem Leitgedanken der Interkulturellen Öffnung sollte die Exkursion den Austausch fördern und Ideen für ein gelungenes Zusammenleben in kultureller und religiöser Vielfalt diskutieren.
Persönliche Begegnungen standen im Mittelpunkt der aus Syrien, Somalia, der Ukraine, Polen und Deutschland stammenden Teilnehmenden, die alle ihren Lebensmittelpunkt in Sachsen-Anhalt gefunden haben. Sie alle setzen sich in ihren Vereinen für Verständnis und Toleranz, also ein gutes Zusammenleben vor der eigenen Haustür, ein.
Wittenberg, als historischer Ort der Reformation und UNESCO-Weltkulturerbe, bot den idealen Rahmen für die zweitägige Veranstaltung. Die Gruppe besuchte Orte wie das Lutherhaus, die Schlosskirche, die Stadtkirche und das beeindruckende 360°-Panorama „Luther 1517“. Eine historische Stadtführung und die „Wittenberger Erlebnisnacht“ ergänzten das Programm. Diese Orte verdeutlichten die religiöse Vielfalt als Teil der umfassenden Idee von Diversity.
In Workshops, moderiert von Dr. Katja Michalak vom IKOE-Projekt der AGSA, diskutierten die Teilnehmenden interkulturelle Themen. Sie tauschten Erfahrungen aus und erarbeiteten Perspektiven für die praktische Arbeit vor Ort. Dr. Katja Michalak betonte, dass religiöse Vielfalt ein zentraler Aspekt von Diversität und damit im Prozess der interkulturellen Orientierung und Öffnung sei. Mit Methoden wie dem „Dreieck der Gemeinsamkeiten“ oder dem „Eisbergmodell“ förderte sie den Austausch und zeigte, wie Vorurteile durch das Erkennen verborgener kultureller Merkmale abgebaut werden können. Orientierung und eine offene Haltung seien der erste Schritt, bevor strukturelle Veränderungen folgen.
Die AGSA setzt sich dafür ein, diskriminierungsfreie Haltungen zu fördern und Interkulturalität als gesellschaftlichen Mehrwert zu etablieren. Dialogformate wie diese Reise stärken die Anerkennungskultur und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Ein Höhepunkt war die Teilnahme am Eurocamp 2025 im Wittenberger Stadthaus, wo Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff die Gruppe durch die Klosterkirche führte.
Die Teilnehmenden lobten die Reise: „Die Reise hat gezeigt, wie wichtig das Miteinander ist und Menschlichkeit der Ausgangspunkt für alles ist“, betonte ein Mitglied. AGSA-Geschäftsführer Krzysztof Blau fasste zusammen: „Begegnung und Kennenlernen sind der Schlüssel für ein gelingendes Miteinander. Begegnung schafft Verständnis – Vielfalt verbindet! Für ein friedliches Zusammenleben in kultureller und religiöser Vielfalt bleiben Dialog und Verständigung unverzichtbar.“
Mit dieser Dialogreise hat die AGSA nicht nur Brücken zwischen Kulturen, Generationen und Religionen gebaut, sondern auch gezeigt, dass Europa dort zusammenwächst, wo Menschen einander begegnen.
Hintergrund:
Die Fachstelle Interkulturelle Öffnung und Kompetenzentwicklung Sachsen-Anhalt (IKOE) bei der AGSA arbeitet seit mehreren Jahren vertrauensvoll mit Akteur*innen aus Verwaltung, Bildung und Zivilgesellschaft zusammen, um das Bewusstsein für diskriminierungsfreie Haltungen zu stärken und in unserer Gesellschaft fest zu verankern. Sie baut auf Verständigung und den Abbau von Barrieren, damit allen Menschen in Sachsen-Anhalt unabhängig von Sprache, Religion, Herkunft u.a. Diversitätsmerkmalen gesellschaftliche Teilhabe möglich ist.
Prozessbegleitungen, Inhouseschulungen, Dialogforen, Fachtage und Trainerqualifikationen – die Fachstelle ist die Nummer eins für „Interkulturelle Öffnung“ in Sachsen-Anhalt!
Die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) ist ein interkultureller Dachverband für Organisationen, die sich für ein demokratisches Miteinander sowie gleichberechtigte soziale Teilhabe unabhängig von Herkunft, Religion, Sprache u.a. Merkmalen einsetzen. Unseren Mitgliedern, überwiegend ehrenamtlich getragene bilaterale Gesellschaften, europapolitische Vereine, Migrantenorganisationen und Vereine des Globalen Lernens, bieten wir logistische Unterstützung in Form von Räumen und Technik, Beratung in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit, des Vereinsmanagements, der Fördermittelakquise u.v.m. Seit 1996 sind wir Trägerin des einewelt haus, das sich zu einem Ort des interkulturellen Begegnens, Engagements und Netzwerkens in Magdeburg mit internationaler Ausstrahlung entwickelt hat. Die AGSA verbindet Kompetenz, Erfahrung und Methodenvielfalt an der Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt, Zivilgesellschaft und Verwaltung, in der Jugend- und Erwachsenenbildung.
4. IKOE-Dialogforum: Historisches Diversity-Planspiel mit den Teilnehmenden des Eurocamps in Wittenberg
Wittenberg
Das 4. Dialogforum des IKOE-Projekts der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) fand am 15. August 2025 mit den Teilnehmenden des Eurocamps Sachsen-Anhalt in Wittenberg statt. Zunächst durchliefen die rund 30 jungen Europäerinnen und Europäer das historische Diversity-Planspiel „Convivencia in Córdoba“. Dabei tauchten sie ein in die Stadt Córdoba in Al-Andalus des 10. Jahrhunderts, das im heutigen Spanien liegt.
Die jungen Teilnehmenden schlüpften in die Rollen der Bewohner*innen Córdobas. Im Verlauf des Planspiels lernten sie unterschiedliche Perspektiven in der Gesellschaft kennen. Gemeinsam diskutierten sie Ideen und Lösungsansätze, wie sie mit vielfältigen Hintergründen das Zusammenleben in ihrer Stadt gestalten möchten. Anhand des IKOE-Dialogforums mit dem historischen Diversity-Planspiel erfuhren die Teilnehmenden des diesjährigen Eurocamps von einem Teil der europäischen Geschichte, der den meisten bislang unbekannt war.
In der anschließenden Diskussions- und Auswertungsrunde tauschten sich die Teilnehmenden, die aus mehr als zehn verschiedenen europäischen Ländern stammten, unter anderem über die Frage der Notwendigkeit einer globalen gemeinsamen Sprache und eines bilingualen Schulsystems in allen Ländern aus.
Von den Teilnehmenden des Eurocamps, das jährlich von der AGSA veranstaltet wird, erhielt das Dialogforum durchweg positive Rückmeldungen. So stellten sie fest, dass Menschen aus verschiedenen Ländern in Bezug auf bestimmte Fragestellungen unterschiedliche, aber auch übereinstimmende Meinungen haben können.
Ein Teilnehmer betonte zum Beispiel, er habe durch das Planspiel erkannt, dass es nicht nur darum ginge, seine Meinung zu äußern, sondern zu lernen, wie man seine Meinung auf eine angemessene Art und Weise äußert. Eine weitere Teilnehmerin schätzte ein, dass der Transfer von der Vergangenheit in die Zukunft „augenöffnend“ und „interessant“ gewesen sei. Denn beim Umgang mit Mehrsprachigkeit und dem Zusammenleben von verschiedenen Kulturen und Lebensweisen handele es sich um ein „aktuelles Thema“.
Somit trug das 4. Dialogforum zu einem lebendigen interkulturellen Austausch junger Europäerinnen und Europäer in Wittenberg und zu einen Perspektivwechsel über das Thema Mehrsprachigkeit in der Migrationsgesellschaft bei.