Themenbereiche des IKOE-Projektes

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Ländlicher Raum

„Der ländliche Raum stirbt ohne Zuwanderung“ – diese zugespitzte Aussage und Befürchtung eines Integrationskoordinators aus Sachsen-Anhalt bringt es auf den Punkt: Angesichts des demographischen Wandels und der fortgesetzten Bevölkerungsverluste ist die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Gebiete in Sachsen-Anhalt gefährdet.

Die Interkulturelle Öffnung vor allem in der kommunalen Verwaltung bietet eine große Chance, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Für das IKOE-Projekt stellt der ländliche Raum folgerichtig einen bedeutsamen Themen- und Arbeitsbereich dar, der zudem mit den Fragen des Ehrenamtes und ehrenamtlichen Strukturen eng verbunden ist.

Mehr als die Hälfte der elf Landkreise in Sachsen-Anhalt sind von sehr ländlichen Räumen mit einer unterdurchschnittlichen sozioökonomischen Lage geprägt. Diese Regionen weisen eine geringe Siedlungsdichte und einen hohen Anteil an forst- und landwirtschaftlicher Tätigkeit auf.

Darüber hinaus wirkt sich ein Mangel etwa an Beratungsstellen sowie medizinischen und sozialen Einrichtungen und deren schwieriger Erreichbarkeit für die Menschen negativ aus. Die gegenüber urbanen Gegenden schlechter erscheinenden Lebensbedingungen führen letztlich dazu, dass junge Leute und Familien den Kommunen den Rücken kehren.

Hier greift das IKOE-Projekt mit seinen Angeboten ein, um einen Beitrag zu leisten, die Attraktivität des ländlichen Raums zu verbessern. Denn auch dort bedeutet Interkulturelle Öffnung einen Gewinn an gesellschaftlicher und kultureller Vielfalt und der Schaffung einer Willkommenskultur – damit der ländliche Raum nicht stirbt.

Fachverbund Ost

Der vielfältigen Gesellschaft der Bundesrepublik kann nur Rechnung getragen werden, wenn Interkulturelle Öffnung als handlungsleitend bei Entscheidungsträger*innen und Führungskräften sowie Strukturen der Verwaltung langfristig verankert wird. Ohne den Ausbau umfassender Kooperationsbeziehungen zwischen staatlichen Einrichtungen, Institutionen und Strukturen sowie der Zivilgesellschaft unter Einbindung der Expertin*innenperspektive der Migrantenorganisationen ist dieses Ziel nicht zu erreichen.

Deshalb sieht das IKOE-Projekt umfangreiche Maßnahmen zur Förderung des interdisziplinären Austauschs vor. Dazu gehören vor allem der Fachverbund Ost sowie u.a. Dialogforen und Fachtage, die gleichzeitig ein Teil der Vernetzungsformate des Projekts sind.

Mit dem Fachverbund Ost hat unser Projekt eine besondere Plattform für IKÖ-Akteur*innen der ostdeutschen Bundesländer geschaffen. Ziel ist die Bündelung und Weiterentwicklung fachlicher Expertise zu IKÖ-Prozessen über z.B. Netzwerkveranstaltungen mit dem entsprechenden, für IKÖ zuständigen Personenkreis zur nachhaltigen Verbesserung der Maßnahmen zur Teilhabeförderung Drittstaatenangehörige.

Kommunale Verwaltung

Interkulturelle Öffnung in kommunalen Verwaltungen

Interkulturelle Öffnungsprozesse in den Verwaltungen involvieren nicht nur einzelne Abteilungen oder Führungskräfte, sondern sind eine Querschnittsaufgabe für die Verwaltung. Es bedarf einer querschnittspolitischen Strategie, die sich nicht nur auf bestimmte Felder (z.B. Ausländerbehörde) bestimmte Mitarbeitergruppen (z.B. Sachbearbeiter*innen) oder bestimmte Zielgruppen (Menschen mit Migrationshintergrund) bezieht. Querschnittsaufgabe bedeutet, dass das Thema für alle Produkte, für alle Bereiche, für alle Ebenen und für alle Hierarchien als integrierte Strategie gilt.

Wie sieht solch ein Öffnungsprozess aus?

In einer zunehmend heterogenen Gesellschaft wird die Fähigkeit eines konstruktiven Umgangs mit Vielfalt zu einem wesentlichen Faktor der Problemlösung und der administrativen Steuerung. Die Stärkung der interkulturellen Kompetenz ist damit unverzichtbar und die Beschäftigten stärken wir insbesondere durch Aus- und Fortbildung. Gleichzeitig werden durch eine externe Begleitung, Visions- und Analyseworkshops Verwaltungsstrukturen und Routinen überdacht und ggf. angepasst werden, damit es im Ergebnis gelingt, die kulturelle Vielfalt der Bevölkerung bei allen Verwaltungsentscheidungen mitzudenken.

Als IKOE-Projekt begleiten wir Sie in Form von umfänglichen bis hin zu modularen interkulturellen Prozessbegleitungen. Hierbei unterstützen wir die Organisationseinheiten bei der methodischen Ausbildung und Bereitstellung von Ressourcen, die die interkulturelle Kompetenz der Beschäftigten des öffentlichen Sektors stärken und die vielfaltsorientierte Ausrichtung der jeweiligen Organisation nachhaltig erhöhen sollen.

Wir entwickeln beispielsweise mit Ihnen gemeinsam ein Leitbild. Die Entwicklung des Leitbildes ist gemeinsamer Prozess von Leitung und Mitarbeiterschaft. In ihrem Leitbild verankert die Organisation Kultur der Organisation mit ihren Werten, Regeln und Strukturen. Sie spiegelt ihr Bild von Zukunft, an deren Gestaltung sie mitwirken will, wider. Sie macht die interkulturelle Orientierung nach innen und außen deutlich.

Des Weiteren bieten wir Workshops, Weiterbildungsreihen und Supervisionen im Hinblick auf die Organisationsentwicklung hinsichtlich des Aspektes Vielfalt, Vermittlung von Kompetenzen und Fertigkeiten zur Optimierung von Öffnungsprozessen sowie Moderation und Beratung.

System Bildung

Interkulturelle Öffnung und die Diversityorientierung sind essenzielle Aspekte für die (Weiter-)Entwicklung einer inklusiven und demokratischen Schulkultur. Sie zielen darauf ab, die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler sowie des pädagogischen Personals anzuerkennen, wertzuschätzen und zu fördern. Dabei geht es nicht nur um die kulturelle oder ethnische Herkunft, sondern auch um andere Dimensionen wie etwa Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung, Religion oder soziale Lage.

Insbesondere in Sachsen-Anhalt ist die interkulturelle Öffnung und Diversityorientierung im System Schule von Bedeutung, da das Bundesland sowohl von einer hohen Abwanderung als auch von einer zunehmenden internationalen Zuwanderung geprägt ist. Dies führt zu einer schrumpfenden und zugleich diverser werdenden Schüler*innenschaft, die neuen Herausforderungen und Chancen für die schulische Bildung mit sich bringt. Interkulturelle Öffnung und Diversityorientierung können dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen und sie als Chance zu nutzen.

Ehrenamt

Ohne ehrenamtliches Engagement sind der Zusammenhalt in der Gesellschaft und die Zukunft von Sachsen-Anhalt undenkbar. Angesichts dieser Tatsache widmet sich das IKOE-Projekt auch der Stärkung vor allem der Anerkennungskultur und strukturellen Fragen des Ehrenamtes.

Wir wollen insbesondere denjenigen Menschen eine Stimme in der Öffentlichkeit geben, die sich ungeachtet persönlicher Verpflichtungen und auch Belastungen für das Gemeinwohl einsetzen.

In dem Zusammenhang sehen wir es also eine wichtige Aufgabe an, kontinuierlich darauf hinzuweisen, dass eine Sicherung und Weiterentwicklung des Ehrenamtes ohne hauptamtliche, staatlich finanzierte Koordination und eine institutionelle Förderung kaum möglich sein.

Dabei gehen wir auch auf die Unterschiede zwischen urbanen Gebieten und dem ländlichen Raum beim Anteil und der Art des ehrenamtlichen Einsatzes sowie die besondere Situation in Ostdeutschland und damit in Sachsen-Anhalt ein.

Trotz der fortgesetzten Abwanderung entstehen in ländlichen Gebieten viele neue Initiativen, die engagierte Freiwillige gewinnen. Wir unterstützen diese Prozesse und setzen uns für die Stärkung der Strukturen ein. Die 2022 in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung erarbeitete Publikation „Die Entwicklung des Ehrenamts im ländlichen Raum von Sachsen-Anhalt auf dem Prüfstand: das Beziehungsgefüge zwischen kommunaler Verwaltung und Landesbehörden” soll dabei einbezogen und das Thema weiterentfaltet werden.

Gefördert durch:  Logos der Förderer