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IKÖ erleben – das Verlassen der Komfortzone schafft neue Perspektiven auf Alltagsbarrieren

Dessau-Roßlau

Perspektivwechsel sind ein essentieller Bestandteil in der interkulturellen Kompetenzbildung. Ziel ist das gegenseitige Verstehen, die Wertschätzung aller Verschiedenheiten und Erweiterung der eigenen Wahrnehmung. Der Perspektivwechsel bildet dabei einen Baustein für Empathie und kann dazu beitragen, Diskriminierungen zu verhindern oder abzubauen. Doch wie kann ein Wechsel der Perspektiven in den Routinen des Verwaltungsalltags gelingen?

Im Rahmen der Kooperation „Dessau-Roßlau lebt Weltoffenheit und Vielfalt“ hat das IKOE-Projekt zusammen mit der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau und dem Umweltbundesamt einen Vielfaltsparcours entwickelt, der durch die Institutionen in verschiedenen Rollen führt und dabei auf strukturelle sowie sicht- und unsichtbare Hürden innerhalb der Verwaltung aufmerksam macht.

Der Vielfaltsparcours ist dabei ein Ensemble aus verschiedenen Methoden und Techniken der interkulturellen Kompetenzentwicklung, der die Teilnehmenden direkt zum Reflektieren, Diskutieren, Erfahren, Ausprobieren und Entwickeln von Lösungswegen einlädt.

„Man verlässt seine Komfort-Zone. Ich hatte mir nie Gedanken gemacht, wie es für Menschen mit Behinderung ist jeden Tag. Jetzt denkt man neu darüber nach“, so eine Teilnehmerin des Vielfaltsparcours.

Das Weiterbildungsformat legt zuerst einen Theoriegrundstein, bevor die direkte Anwendung in der Praxis erfolgt. Die Teilnehmenden lernen im ersten Schritt die theoretische Basis zum Themenfeld Diversity, Inklusion, Chancengleichheit und Teilhabe, wobei Reflexionsübungen zur eigenen Haltung und Erfahrungen wichtige Bestandteile sind. Als Brücke zur Praxiseinheit bekommen sie im nächsten Schritt durch Gespräche mit Expert*innen wie dem Imam, Mitglieder vom Beirat für Menschen mit Behinderung und dem Blinden- und Sehbehindertenverband Einblicke in die Hürden des (Verwaltungs-)alltags und einhergehenden strukturellen Benachteiligungen.

In der Praxisphase durchleben die Teilnehmenden den Parcours in der Behörde. Mit eingeschränkten Sinnen und Bewegungsradien sowie weiteren Kommunikationsbarrieren nehmen sie ihre Verwaltung im Anschluss unter die Lupe. Sie füllen im Alterssimulationsanzug Anträge aus, untersuchen im Rollstuhl Arbeitsräume und das Verwaltungsgebäude nach Barrierefreiheit, versuchen in einer ihnen unbekannten Sprache ein Formular auszufüllen und suchen als Sehbeeinträchtigte ihren Weg zu einer Sprechstunde, die sie dann in Form eines Rollenspiels absolvieren. Dabei werden Sie von den Expert*innen des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, dem Beirat für Menschen mit Behinderung sowie dem Imam der Gemeinde begleitet.

Von- und miteinander Lernen und das Austauschen stehen damit im Fokus und nicht das Reden über jemanden oder über Betroffene. Neben diesem zentralen Ergebnis der Weiterbildung entwickeln die Teilnehmenden erste Handlungsempfehlungen für einen diversitätsbewussteren und interkulturell offeneren Umgang mit den Bürger*innen, welche an die zuständigen Ämter anonym weitergeleitet werden.

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