Editorial
Das Diversity Journal IKOE III/13 beschäftigt sich mit der Ankunft und Aufnahme geflüchteter Menschen aus der Ukraine in Magdeburg im Kontext interkultureller Öffnungsprozesse im Land Sachsen-Anhalt. Seit Ende Februar 2022 haben sich circa 4.100 Ukrainerinnen und Ukrainer neu in Magdeburg registriert. (Quelle: Stadt Magdeburg)
Das IKOE-Team hat mit fünf verschiedenen Interviewpartnerinnen und -partnern gesprochen, um das erste Ankommen und Orientieren zugewanderter Menschen in Magdeburg aus verschiedenen Betrachtungswinkeln beleuchten zu können. Besonders im Fokus stand hierbei die Frage, ob und inwiefern Maßnahmen interkultureller Sensibilisierung und Öffnung innerhalb der letzten Jahre das Ankommen in Magdeburg verändert haben. Zu Wort kamen Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Magdeburg, der seitens Organisationen und der engagierten Zivilgesellschaft ins Leben gerufenen Nothilfe, der Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt Nord sowie direkt Betroffener.
Einblicke aus der Verwaltungsperspektive liefert Laura Lubinski, Integrationskoordinatorin im Dezernat für Soziales, Jugend und Gesundheit der Landeshauptstadt Magdeburg. Wie hat die Stadt reagiert, als feststand, dass Magdeburg eine Vielzahl schutzsuchender Menschen aus der Ukraine erreichen wird? Was lief hinter den Kulissen und wie hat es mit der Aufnahme der Geflüchteten funktioniert?
Daniel Adler, Mitarbeiter der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA), berichtet über die Nothilfe für die ukrainischen Geflüchteten, die im einewelt haus der AGSA mithilfe vieler ehrenamtlich Engagierter organisiert wurde. Wie kam die Nothilfe zustande und welche Art Unterstützung wurde geleistet?
Die Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt Nord der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. bietet Schutzsuchenden bis heute Auskunft und Unterstützung – Projektleiter Aleš Janoušek stellt die Arbeit der Koordinierungsstelle vor. Welche Aufgaben übernimmt die Koordinierungsstelle und was sind die aktuell relevanten Themen für die Schutzsuchenden und unterstützenden Strukturen?
Veronika Hryshko aus Odessa und Serhiy Bevzyuk aus Kiew sind im Zuge des Krieges aus der Ukraine nach Magdeburg geflüchtet und schildern aus ihren individuellen Perspektiven die Flucht, das Ankommen und Einleben in der Landeshauptstadt. Wie haben sie ihre Ankunft in Magdeburg erlebt, wie wurden sie in Empfang genommen und wie geht es ihnen heute?

Im Portrait I: Laura Lubinski
Laura Lubinski hat ihr Masterstudium in Halle absolviert und arbeitet seit 2016 als Integrationskoordinatorin im Dezernat für Soziales, Jugend und Gesundheit der Landeshauptstadt Magdeburg. Aufgabe der Integrationskoordination ist die Erfassung und Koordinierung der Integrationsangebote vor Ort, mit dem Ziel einer effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen und einer bedarfsgerechten Versorgung. Sie bildet eine Schnittstelle zwischen Akteur*innen der Integrationsarbeit, Ehrenamtlichen und der Stadtverwaltung.
Als die Stadt Magdeburg die Information erreicht hat, dass in der Ukraine der Krieg ausgebrochen ist und Menschen auf dem Weg nach Sachsen-Anhalt sind, was waren die ersten Schritte, um der Zuwanderung zu begegnen?
Erst einmal waren alle angesichts des Krieges natürlich sehr betroffen. Recht schnell wurde bei der Stadt unter der Leitung der damaligen Sozialbeigeordneten und heutigen Oberbürgermeisterin Simone Borris ein Sonderstab eingerichtet. Relativ früh wurden die Wohnungsunternehmen einbezogen und über verfügbare Wohnungen verhandelt. Anfangs war den meisten sicher nicht bewusst, wie schnell und wie viele Menschen auf einmal kommen würden. Als dann die Nachrichten von vollen Zügen und einem überfüllten Berlin eingingen, wurde die Hermann-Gieseler-Sporthalle in wenigen Stunden als Unterbringungsmöglichkeit aufgebaut. Auch Corona-Tests und andere gesundheitliche Checks mussten organisiert, die Möglichkeiten zur Registrierung und Beantragung von Leistungen abgestimmt werden. Immer wieder gab es Rückkoppelungen mit dem Land. Es war schnelles Handeln vom Sozial- und Wohnungsamt, dem Amt für Katastrophenschutz und den Hilfsorganisationen notwendig, um so viele Menschen, die innerhalb so einer kurzen Zeitspanne ankamen, gut unterzubringen, aber vor allem auch vernünftig versorgen und unterstützen zu können.
Wie ist die Stadt mit dieser herausfordernden Situation umgegangen?
Ergänzend zum städtischen Personal standen Hilfsorganisationen, soziale Einrichtungen, Initiativen zum Sammeln von Spenden und freiwillige Helfer*innen sehr schnell bereit, um eine erste Versorgung mit dem Notwendigsten sicherzustellen. Ohne dieses Netzwerk und privates Engagement wären die ersten Tage und Wochen wohl kaum zu bewältigen gewesen. Die Freiwilligenagentur konnte aus den Erfahrungen der Corona-Hilfe schnell eine Datenbank zur Erfassung von Hilfsangeboten und Hilfegesuchen reaktivieren. So konnten sie gematcht und Freiwillige gezielt bei der Herrichtung der Notunterkünfte, beim Übersetzen oder Unterstützen von Behördenangelegenheiten eingesetzt werden. Vor allem die Sprachmittler*innen waren und sind bis heute gefordert und eine wertvolle Unterstützung; von ihnen hat die Stadt auch einige eingestellt. In den ersten Wochen musste in einer enormen Geschwindigkeit viel organisiert und viel aufgebaut werden, häufig haben sich auch Regelungen geändert und neue Entscheidungen mussten getroffen werden. Das war für alle erstmal herausfordernd in der Kommunikation und Abstimmung. Letztendlich konnte es nur funktionieren, weil eine enge Zusammenarbeit zwischen engagierten und krisenerfahrenen Akteuren innerhalb und außerhalb der Verwaltung schnell aktiviert werden konnte.
Was genau war deine Aufgabe als Integrationskoordinatorin im Zusammenhang mit dem Ankommen der Geflüchteten aus der Ukraine?
Ein wichtiges Anliegen war es, funktionierende Informationsflüsse zu gewährleisten. Relativ schnell haben wir ein kleines Ukraine-Netzwerk gegründet: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Freiwilligenagentur, Auslandsgesellschaft und der Stadt, aus der zum Beispiel Aushänge, Infoblätter und Informationsveranstaltungen entstanden. Ich nahm an den Sitzungen des Sonderstabs der Stadtverwaltung und anderen Besprechungsrunden teil und konnte so auf dem Laufenden bleiben. Auch mit dem Integrationsnetzwerk der Stadt haben wir Sonderrunden organisiert und zum Beispiel ein FAQ-Dokument zur Arbeitsmarktintegration in Magdeburg erstellt. Eine Zeit lang habe ich auch das Sozialamt dabei unterstützt, mit der Datenbank Freiwillige zum Übersetzen oder Einrichten von Wohnungen zu finden. Außerdem sollten die Mittel aus dem Spendenfonds der Stadt zeitnah für sinnvolle Zwecke eingesetzt werden. Es gab viel zu tun, aber bei mir war es noch relativ entspannt im Vergleich zu dem, was die Mitarbeitenden im Sozialamt oder bei der Ausländerbehörde und die Einsatzleitung in den Messehallen leisten mussten. Respekt für die Arbeit der Ämter und Fachbereiche auch nochmal an dieser Stelle.
Wenn wir die Situation in der Stadt 2015/16 in Bezug auf die eintreffende Migrationsbewegung aus Syrien mit der aktuellen Situation mit den Geflüchteten aus der Ukraine vergleichen – was lief diesmal anders?
In der Situation 2015/16 haben sich die Aufgaben zeitlich etwas mehr verteilt. Während sich 2015 in Magdeburg Willkommensbündnisse bildeten, waren jetzt die schon länger in Sachsen-Anhalt lebenden Menschen aus der Ukraine oder anderen russischsprachigen Ländern von Anfang an selbst sehr aktiv bei der Hilfe für die Geflüchteten. Die Deutsch-Ukrainische Vereinigung Sachsen-Anhalt, die stark unterstützend tätig war und ist, wurde gleich zu Beginn in die städtische Kommunikation eingebunden. Ich denke, das Bewusstsein für die Schlüsselrolle migrantischer Organisationen und Brückenbauer*innen hat sich in den letzten Jahren auch in der Stadtverwaltung weiterentwickelt. Außerdem ist die Integrationslandschaft in Magdeburg nach 2015 breiter aufgestellt. Es gibt in den Projekten, Behörden, Beratungsstellen oder bei den Sprachkursträgern viele ukrainisch- und russischsprachige Mitarbeiter*innen, die in ihren professionellen Kontexten schnell einsatzfähig waren. Die Anerkennungsberatung konnte beispielsweise sofort muttersprachlich unterstützen, genauso wie die arbeitsrechtliche Beratung. Viele dieser professionellen Kräfte waren gleichzeitig meist privat eingebunden und oft sicher auch durch die Situation belastet, haben sich zusätzlich aber auch in ihrem beruflichen Kontext ganz stark und schnell engagiert. Für aktuelle Zuwanderungen aus Syrien oder Afghanistan sind wir inzwischen auch anders aufgestellt als vor sieben Jahren. Da hat sich einiges gewandelt in den letzten Jahren. Damals gab es hier noch keine so starken Communities oder Vereine, die beim ersten Ankommen unterstützen können. Anders als nach 2015 war bisher auch kaum Anti-Flüchtlingsstimmung in der Stadt zu spüren. Die Willkommensbündnisse von damals waren nicht nur Integrationsbündnisse, sondern zum Teil auch antirassistische Bündnisse.
Es gibt in den Projekten, Behörden, Beratungsstellen oder bei den Sprachkursträgern viele ukrainisch- und russischsprachige Mitarbeiter*innen, die in ihren professionellen Kontexten schnell einsatzfähig waren.
Laura Lubinski
Was hat sich strukturell verbessert in den letzten sieben Jahren? Konnte auf Strukturen und Erfahrungen zurückgegriffen werden, die sich in der Stadt Magdeburg seit 2015 geformt hatten?
Die Integrationsstrukturen sind seitdem ressourcenstärker und beweglicher geworden. Das gilt für den Integrationsbeirat, das Integrationsnetzwerk und den Arbeitskreis der Migrationsberatungsstellen. Auch die Behörden waren diesmal sehr flexibel und kooperativ. Der Arbeitskreis der Migrationsberatungsstellen hat sich zum Beispiel Mitarbeitende aus der Ausländerbehörde oder dem Sozialamt eingeladen, die dann über Neuerungen informiert und Einzelfallfragen und generelle Probleme geklärt haben. Die Ausländerbehörde hat den Briefen, die sie zur Registrierung verschickte, Informationsmaterial zum Thema Schulanmeldung oder Integrationskurse beigelegt. Wir haben auch ein paar neue Wege probiert, um Informationen direkter an die Zielgruppe weiterzugeben. Beispielsweise haben unsere Netzwerkkontakte Informationen auch über Messenger-Dienste gestreut. Nach 2015 ist auch der Migrationswegweiser entstanden, der reichlich Infomaterial bietet, auch auf Russisch. Die Freiwilligenagentur ist personell im Integrationsbereich stärker aufgestellt und hat von Anfang an die Koordination von Begegnungs- und anderen ehrenamtlichen Angeboten übernommen. Da nach 2015 der Bedarf an Kita-Plätzen in Magdeburg stieg, wurden zum Beispiel auch mehr Kitas gebaut. Mehr Kita-Plätze zur Verfügung zu haben, ist jetzt sehr von Vorteil, auch wenn der Bedarf vermutlich nicht völlig gedeckt werden kann. Nach 2015 sind auch mehr Integrationsprojekte entstanden, insbesondere zur Arbeitsmarktintegration, beispielsweise das Projekt Blickpunkt: Migrantinnen. Das hat jetzt super gepasst, weil ja viele Frauen mit Kindern gekommen sind. Auch meine Stelle wurde erst im Zuge der Flüchtlingszuwanderung 2015/16 geschaffen, da noch keine Schnittstelle zwischen Ehrenamt und Stadtverwaltung bestand. Die Willkommensbündnisse von damals sind zwar nicht mehr in dieser Form aktiv, aber trotzdem haben sie zur Vernetzung in den Stadtteilen und darüber hinaus beigetragen und die hauptamtlichen Akteure aus den Bündnissen spielen nach wie vor eine Rolle. In Olvenstedt war zum Beispiel der Blickwechsel e.V. sehr aktiv im damaligen Bündnis und der Verein hat jetzt auch für die Geflüchteten aus der Ukraine ehrenamtliche Sprachkurse oder Begegnungsangebote organisiert.

Im Portrait II: Daniel Adler
Daniel Adler ist seit 2019 Fachbereichsleitung für internationale Jugendarbeit und europäische Projekte in der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA). Er ist dort hauptverantwortlich für die internationale Begegnung Eurocamp und Projekte im Rahmen des europäischen Freiwilligendienstes. Von April bis Juni 2022 war Daniel auch als Projektleitung der Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt Nord tätig.

Als bekannt wurde, dass in der Ukraine der Krieg ausgebrochen ist und Menschen fliehen, wurde im einewelt haus der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. schnelle Hilfe organisiert, wie genau kam das zustande und was waren die ersten Schritte?
Zunächst gab es im Kollegium Redebedarf. Auch weil einige Mitarbeitende und Ehrenamtliche der AGSA und im Netzwerk direkt betroffen waren. Es fanden persönliche Gespräche statt. Und es wurde umgehend ein Treffen mit verschiedenen Mitarbeitenden organisiert, um zu überlegen, wie wir mit der Situation umgehen wollen und können. Vom ersten Moment an erreichten uns zahlreiche und vielfältige Hilfsangebote aus der Bevölkerung. Damit sich Leute wirksam engagieren können, bedarf es jedoch guter Vorbereitung. Also haben wir uns erstmal im Haus organisiert und uns täglich abgestimmt, wer welche Anfragen bearbeitet oder Aufgaben übernimmt. Außerdem hatten wir sehr schnell Kontakt mit der Freiwilligenagentur Magdeburg und anderen Organisationen aufgenommen, um uns gegenseitig zu informieren und abzustimmen.
Wie sah die Hilfe konkret aus?
Wir haben die angebotene Hilfe erstmal dokumentiert. Es gab eine große Anzahl an Anrufen und E-Mails. Viele Menschen standen auf einmal im einewelt haus und wollten etwas tun oder haben Sachspenden abgestellt. Als der Eingangsbereich und die ersten Räume mit Sachspenden zugestellt waren, gab es natürlich ordentlich etwas zu tun. Sachspenden annehmen, Danke sagen, Inhalte sortieren, Pakete beschriften und den Transport vorbereiten. Da waren viele freiwillige Helferinnen und Helfer von morgens bis abends im Haus. Wir haben Einsatzpläne erstellt, damit immer jemand vor Ort ist. Neben der Annahme von Sachspenden gab es das Hilfsangebot der privaten Unterkunft. Da haben wir viele Angebote telefonisch dokumentiert, auf Portale und Angebote der Stadt verwiesen. Für Schutzsuchende wurde mit der Stadtverwaltung und der Freiwilligenagentur mehrsprachiges Informationsmaterial erstellt, um die Orientierung beim Ankommen zu erleichtern. Bei der Übersetzung von Informationen, aber auch bei Gesprächen gab es eine große Hilfsbereitschaft. Insbesondere in den Notunterkünften und bei der Begleitung von Behördengängen haben viele Menschen geholfen. Die Leute saßen freiwillig teilweise die ganze Nacht in der Turnhalle und halfen beim Übersetzen.
Wie hast du die Anfänge der Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt Nord erlebt? Du hattest dir vom 1.4. bis 30.06. die Projektleitung mit einer Kollegin geteilt.
Sowohl bei der AGSA als auch bei LAMSA, Landesnetzwerk Migrantenorganisation Sachsen-Anhalt, wurde zum 1. März diese Koordinierungsstelle inklusive einer mehrsprachigen Hotline eingerichtet. Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hat die Information über eine Pressemitteilung im Land bekannt gegeben. Darüber kamen viele Anfragen von Kommunen, Unternehmen, Privatpersonen, Vereinen und so weiter aus den Landkreisen. Nach kurzer Zeit wurde die Hotline dann überwiegend auch durch Schutzsuchende in Anspruch genommen. Die Informationslage änderte sich sehr schnell, da fast täglich neue Ereignisse auftraten. Eine Herausforderung war der Umgang mit fehlenden und unterschiedlichen Informationen. Die Haltbarkeit von Informationen war kurz und durch den informellen Austausch in den sozialen Netzwerken wurden Neuigkeiten schnell verbreitet, aber eben auch falsche Inhalte vermittelt. Das verstärkte auch die Verunsicherung bei vielen Schutzsuchenden, freiwilligen Helfer*innen und Beratungsstellen.
In den organisatorischen Absprachen war von Anfang an ein „Das können wir besser als 2015“, beziehungsweise „Wir haben aus den Fehlern von 2015 gelernt“ zu spüren.
Daniel Adler
Welche Reaktionen hast du vernommen in Bezug auf die Hilfsbereitschaft, die den Geflohenen aus der Ukraine zuteilwurde im Vergleich zu 2015, als syrische Geflüchtete in Deutschland Schutz suchten?
In den organisatorischen Absprachen war von Anfang an ein „Das können wir besser als 2015“ beziehungsweise „Wir haben aus den Fehlern von 2015 gelernt“ zu spüren. Bei den Einrichtungen und vielen Engagierten gab es eine große Kompetenz bezüglich der Organisation von Hilfsangeboten. Eine Studentin, die fast täglich bei uns geholfen hat, berichtete mir nach zwei Wochen von Vorwürfen aus dem Bekanntenkreis. Sie hätte sich vor sieben Jahren auch so intensiv engagieren sollen. Diese Reaktionen aus ihrem Bekanntenkreis überraschten sie und kosteten viel Kraft. Zusätzlich zu den privaten Diskussionen um die Hilfsbereitschaft haben die politischen Entscheidungen, zum Beispiel über den Zugang zu sozialstaatlichen Leistungen, die Diskussion um die Ungleichbehandlung von Flüchtlingen verschärft.

Interview III: Aleš Janoušek
Aleš Janoušek ist seit Juli 2022 Projektleiter der Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt Nord der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. Er hat Politikwissenschaft und Germanistik in Halle und Kaunas (Litauen) studiert und arbeitet nebenbei an seinem Masterabschluss im Bereich Politikwissenschaft.

Was ist die Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt Nord?
Die Koordinierungsstelle Engagement Ukraine Sachsen-Anhalt ist auf zwei Standorte verteilt. Im nördlichen Sachsen-Anhalt ist die Koordinierungsstelle bei der AGSA in Magdeburg angesiedelt, der Träger für das südliche Sachsen-Anhalt ist LAMSA e.V. in Halle. Es handelt sich um zwei eigenständige Projekte mit jeweils eigener Projektleitung und Struktur. Wir verfolgen dasselbe Vorhaben und arbeiten eng zusammen. Finanziert werden die Projekte durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.
Welche Aufgaben übernimmt die Koordinierungsstelle?
Hauptaufgabe ist die Mittlerfunktion: Aktuelle Informationen des Landes Sachsen-Anhalt lassen wir den Schutzsuchenden, Organisationen, Beratungsstellen, Institutionen und engagierten Bürger*innen zukommen. Von diesen bekommen wir ebenso Input in Form von Fragen zur Situation, die wir wiederum an das Ministerium spiegeln und versuchen die entsprechenden Antworten zu bekommen. Wir sorgen also dafür, dass der Informationsfluss in beide Richtungen funktioniert und beide Seiten auf dem aktuellen Stand sind. Um das zu erreichen, ist unsere Hotline das Kernelement. Wir bekommen per Telefon und E-Mail verschiedenste Anfragen, Feedback und Informationen. Die Fragen beantworten wir entweder selbst oder, wenn es kompliziertere Fragen sind oder neue Themen, geben wir sie an das Ministerium weiter oder verweisen die Menschen, die uns kontaktieren an andere Beratungsstellen, Projekte oder Institutionen. Verweisberatung ist also das zweite Kernelement der Koordinierungsstelle. Wir stehen im engen und regelmäßigen Austausch mit dem Sozialministerium und wir bieten auch sprachliche Unterstützung durch Vermittlung von ehrenamtlichen Sprachmittler*innen, die sich bei uns engagieren. Wir wollen zur Integration beitragen und schauen, welche Themen zentral sind, um das Ankommen und Leben der Menschen in Deutschland zu erleichtern. Eine wichtige Ressource stellen auch die Mitgliedsorganisationen dar. In Zusammenarbeit mit ihnen können wir auf weitere Hilfe verweisen und die Informationen, die sie haben weitergeben. Wir bewerben auch deren Angebote, sei es im Bereich Freizeitbeschäftigung, ehrenamtliche Sprachkurse oder Begegnung. Die Mitgliedorganisationen machen dies alles eigenständig aus eigener Initiative. Sie haben nochmal einen anderen Zugang zu den Leuten und können uns mitteilen, wo der Schuh drückt.
Was uns, die Schutzsuchenden und die engagierte Zivilgesellschaft momentan sehr beschäftigt, ist das Thema Beschulung von schutzsuchenden Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine.
Aleš Janoušek
Wie ist das Team der Koordinierungsstelle aufgestellt?
Die zwei Kernelemente der Koordinierungsstelle bilden die Hotline und der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkarbeit. Das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Teams. Vier Leute sind an der Hotline beschäftigt, nehmen die Fragen entgegen und liefern teilweise selbst die Antworten, teilweise wird zu weiteren Stellen verwiesen. Die Hotline-Mitarbeitenden recherchieren die aktuellen Informationen, damit sie stets auf dem neusten Stand sind. Zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkarbeit, damit die Menschen wissen, dass es uns gibt, uns anrufen und schreiben.
Welches Thema ist aktuell das relevanteste für die Schutzsuchenden?
Was uns, die Schutzsuchenden und die engagierte Zivilgesellschaft momentan sehr beschäftigt, ist das Thema Beschulung von schutzsuchenden Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine. Wir freuen uns, dass wir den Informationsaustausch zu dem Thema unterstützen und beraten können. Eine Aufgabe, die wir uns als Koordinierungsstelle Nord und Süd vorgenommen haben, ist, dass wir Informationsmaterialien zum Thema Rückkehr in die Ukraine und/oder Umzug innerhalb Deutschlands erstellen und herausgeben wollen. Wir haben gemerkt, dass das ein Thema ist, was sehr präsent ist und die Leute beschäftigt. Wir hoffen, dass wir dadurch vielen Missverständnissen und Problemen vorbeugen können, beispielsweise durch eine praktische Checkliste, die wir den Leuten an die Hand geben können, wenn sie sich dazu entscheiden in die Ukraine zurückzukehren.

Im Portrait IV: Veronika Hryshko
Veronika Hryshko kommt aus Odessa (Ukraine) und lebt seit dem 4. März 2022 in Magdeburg. Sie hat Germanistik studiert und als Assistenzlehrkraft an der juristischen Akademie in Odessa gearbeitet sowie Deutsch und Englisch privat unterrichtet. In Magdeburg arbeitet Veronika seit April als Assistenzlehrerin an der Waldorfschule und beginnt bald eine berufsbegleitende Ausbildung zur Klassenlehrerin.
Wie verlief deine Ausreise aus der Ukraine?
Ich bin am 24. Februar durch Explosionen aufgewacht, das war so ein krasses Gefühl, ich konnte es gar nicht glauben. Ich wusste, dass ich hier weg muss, hatte aber noch keine Idee, wohin und wie es dort weitergehen soll. Meine erste Idee war nach Polen zu den Eltern eines Freundes zu fahren. Dann habe ich aber an der moldawischen Grenze eine Familie kennengelernt, die von einem Mann aus Magdeburg abgeholt werden sollte. Der Mann meinte zu mir, dass ich mitkommen könne. Er meinte, dass seine Frau an einer Schule arbeite und da ich gut Deutsch spreche, könne sich an der Schule eventuell etwas für mich ergeben. Da dachte ich: „Ja okay, das mache ich.“ Wir fuhren dann vier oder fünf Tage zu sechst in einem Auto mit einem einjährigen Baby durch Moldawien, Rumänien, Ungarn, über Tschechien nach Deutschland. So bin ich ganz zufällig nach Magdeburg gekommen. Einerseits empfinde ich meine Flucht als leicht, gerade im Vergleich zu den Erlebnissen anderer Ukrainer*innen. Andererseits, emotional betrachtet, war meine Ausreise sehr schwer für mich, weil ich nicht wusste, ob ich meine Familie und Freunde je wiedersehe. Ich wusste nicht, was mich in Deutschland erwartet und wie es weiter gehen soll. Ich habe mein ganzes Leben in einen Rucksack gepackt, ohne zu wissen, ob es mein Zuhause in einer Woche oder einem Monat überhaupt noch geben wird.
Wie war das Ankommen in Magdeburg für dich? Wie wurdest du empfangen?
Unglaublich gut, das hätte ich überhaupt nicht erwartet. Die Menschen waren unglaublich hilfsbereit. Ich brauchte nur erwähnen, dass ich eventuell mehr Kleidung bräuchte und habe direkt viele Angebote bekommen und wurde mit Winterjacke, Winterschuhen usw. ausgestattet. Die Menschen waren sehr nett zu mir und haben mich unterstützt, als ob ich zur Familie gehöre, obwohl ich eine fremde Person war. Frau Traupe, die Lehrerin, bei der ich wohnen durfte, hat mich aufgenommen wie ihre Tochter. Ich habe die ganze Familie kennengelernt, sie hat mich überall mit hingenommen. Alle waren interessiert und haben mir Fragen gestellt. Es hat mir sehr geholfen, dass ich über meine Gefühle sprechen konnte und mich nicht allein gefühlt habe. Was das Behördliche betrifft, war es sehr leicht für mich. Zuerst habe ich mich bei der Ausländerbehörde angemeldet, bald bekomme ich den Aufenthaltstitel. Frau Traupe hat mich zu allen Behördengängen begleitet und mir alles erklärt. In der Waldorfschule wurde ich auch sofort aufgenommen. Ich habe Interesse gezeigt den Unterricht zu hospitieren, obwohl ich dachte, dass ich dort gar nicht arbeiten könne, weil ich in der Ukraine studiert habe und keine richtigen Erfahrungen in der Schule vorweisen konnte. Doch mir wurde gesagt, dass die Schule einen Lehrermangel hat und es möglich wäre, dass ich als Assistenzlehrerin arbeiten und berufsbegleitend eine Ausbildung machen könne. Ich dachte auch, dass es sehr schwer sein würde meine Zeugnisse anerkennen zu lassen. Zum Glück hat das für mich aber ganz leicht funktioniert, da die Waldorfschule eine Privatschule ist. Schon im April konnte ich anfangen zu arbeiten. Für mich ist aus dem großen Unglück Glück entstanden. Wie alles gekommen ist, ist natürlich auch damit verbunden, dass ich Deutsch studiert habe und die Sprache beherrsche. Das war in dem Fall mein großes Glück, da habe ich aber auch viel Kraft, Energie und Geld reingesteckt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es den geflüchteten Menschen geht, die keine Deutschkenntnisse haben, die nicht nach Deutschland wollten, die ihr Land nicht verlassen wollten oder die ihre Männer zurückgelassen haben.
Hast du Hilfen angenommen?
Als ich mich angemeldet habe in Magdeburg, habe ich Geld vom Sozialamt bekommen. Ansonsten bekam ich Spenden von Privatpersonen aus meinem neuen Umfeld und musste mich nicht an Organisationen wenden.
Fühlst du dich angekommen und integriert in Magdeburg?
Ja, total. Ich habe einen Job, mein Kollegium und einen kleinen Freundeskreis. Vier Monate habe ich bei meiner Kollegin gewohnt, dann habe ich eine WG gefunden, in der ich sehr glücklich bin. Ich arbeite als Assistenzlehrerin an der Waldorfschule und gebe zwei Stunden täglich Deutschunterricht für die ukrainischen Kinder. Bald beginne ich meine Ausbildung zur Waldorfklassenlehrerin und kann danach hoffentlich als Klassenlehrerin tätig werden.
Möchtest du in Magdeburg bleiben?
Ja, das wusste ich von Anfang an. Ich bin mit meinem Job zufrieden und gespannt, wie sich mein Leben weiterentwickelt. Seit dem Krieg identifiziere ich mich stärker als Ukrainerin und spreche vermehrt Ukrainisch. Auch bei Familienmitgliedern und Freunden habe ich bemerkt, dass sie sich mehr auf die eigene Nation besinnen und mehr Ukrainisch gesprochen wird. Dennoch finde ich, ist Russisch auch nur eine Sprache, die nicht verteufelt werden sollte. Die Sprache und die russischsprachigen Menschen sind nicht daran schuld, was der Präsident tut. Diese ganze Situation hat viel verändert. Für mich ist das Leben geteilt, vor dem Krieg und nach dem Krieg.

Im Portrait IV: Serhiy Bevzyuk
Serhiy Bevzyuk kommt aus Kiew (Ukraine) und ist gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern vor dem Krieg nach Deutschland geflohen. Er lebt seit dem 5. März 2022 mit seiner Familie in Magdeburg. Beruflich hat er schon viel erlebt, so war er beispielsweise Direktor einer Bank, Direktor einer Versicherungsgesellschaft, Inhaber einer Autohandelsgesellschaft, einer PKW- und LKW-Leasinggesellschaft und einer Grundstücksverkaufsgesellschaft. Zudem amtierte er als Abgeordneter der örtlichen Selbstverwaltung in Kiew.

Bildrechte: Serhiy Bevzyuk
Wie verlief deine Ausreise aus der Ukraine?
Es war sehr emotional und lebensbedrohlich. Es gab wahnsinnige Staus und wir fuhren fast die ganze Nacht von Kiew nach Lemberg im Gegenverkehr auf der Autobahn. Wir sahen zahlreiche Unfälle, Autowracks und über uns viele Militärflugzeuge.
Wie war die Ankunft in Deutschland bzw. Magdeburg?
Zunächst wurden wir von unseren in Magdeburg lebenden Verwandten empfangen. Das Wetter war sonnig und die Stadt einladend und wunderschön.
Wie wurdest du empfangen?
Den ersten Kontakt mit der Stadt hatten wir an einem der ersten Tage nach unserer Ankunft bei unseren Verwandten, als wir uns eine Mietwohnung angeschaut haben. Die erste Wohnung gehörte zu der Wohnungsbaugenossenschaft “Stadt Magdeburg von 1954” eG (WBG). Das Unternehmen bot uns an, dass wir während des Überprüfungsprozesses in eine ihrer Wohnungen ziehen und dort kostenlos bleiben können. In dieser Zeit konnten unsere Unterlagen fertig gestellt werden und wir konnten uns eine längerfristige Unterkunft suchen. Das war eine Geste des guten Willens der WBG und wir waren angenehm überrascht. Dieses Unternehmen verdient Werbung und Dank.
Hast du dich in Magdeburg willkommen gefühlt?
Ja, die Leute waren freundlich und nett zu uns. Schwierig war es für die Beschäftigten der Migrations- und Sozialdienste. Für sie war die Situation eine große Herausforderung und es fehlte an Übersetzer*innen. Ich möchte ihnen für ihre Arbeit danken.
Das Hähnchen-Döner-Café am Breiten Weg bot Ukrainerinnen und Ukrainern ein kostenloses Mittagessen an. Der Besitzer ist Syrer und tat dies vom ganzen Herzen, das haben wir genossen.
Serhiy Bevzyuk
Hast du Hilfsangebote genutzt? Wenn ja, welche?
Die Hilfe, die uns die Firma WBG zuteil hat kommen lassen, habe ich bereits erwähnt. Das Hähnchen-Döner-Café am Breiten Weg bot Ukrainerinnen und Ukrainern ein kostenloses Mittagessen an. Der Besitzer ist Syrer und tat dies vom ganzen Herzen, das haben wir genossen. Zudem erhalten wir viel Hilfe vom Staat und den staatlichen Strukturen.
Welche zusätzliche Hilfe oder Unterstützung wünschst du dir?
Von den ersten Tagen an haben wir das Grundbedürfnis, den Menschen zu helfen, die in der Ukraine geblieben sind. Ein weiteres Grundbedürfnis von uns ist, die ukrainische Kultur zu reproduzieren. Um das umsetzen zu können, würden wir uns über Unterstützung freuen. In der Ukraine ist das kulturelle Leben sehr wichtig und wir möchten das in Deutschland gerne weiterleben. Professionelle Choreographen trainieren ehrenamtlich unsere Tanz- und Singgruppen. Es wäre schön, wenn sie auch finanzielle Unterstützung und Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen würden.
Fühlst du dich angekommen und integriert in Magdeburg?
Ja, wir lernen aktiv die deutsche Sprache, besuchen verschiedene Städte und kulturelle Veranstaltungen. Wir sind daran interessiert zu verstehen, wie die Europäerinnen und Europäer leben, was ihre Werte, Bedürfnisse und regionalen Besonderheiten sind.
Wir sammeln und senden humanitäre Hilfe in die Ukraine. Zudem haben wir eine neue Tanzgruppe eröffnet und suchen nach Fördermitteln, um sie zu unterstützen.
Serhiy Bevzyuk
Du arbeitest in der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt, wie genau engagierst du dich?
Ich helfe bei der Organisation von ukrainischen Kulturveranstaltungen und unterstütze meine Landsleute bei der Lösung verschiedener Probleme. Wir organisieren Konzerte, Benefizabende, Dichterlesungen, Kinderevents und mehr. Wir sammeln und senden humanitäre Hilfe in die Ukraine. Zudem haben wir eine neue Tanzgruppe eröffnet und suchen nach Fördermitteln, um sie zu unterstützen.
Fazit
Wie aus den Interviews deutlich wurde, hat sich der Ankommens- und Orientierungsprozess in Magdeburg für Zugewanderte in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Die aufnehmenden Strukturen haben an Ressourcen gewonnen, können auf gesammelte Erfahrungen zurückgreifen und profitieren von reaktivierbaren Netzwerken sowie neu entwickelten Medien. Entscheidende Faktoren in dieser Entwicklung bilden hierbei Instrumente der Interkulturellen Öffnung:
Kooperation, Vernetzung und Austausch
Die behördliche Anerkennung der Schlüsselrolle von Migrantenorganisationen im Integrationsprozess ermöglicht ein bedarfsorientiertes Vorgehen. Darüber hinaus sind ehrenamtliche Strukturen entstanden, die auf breites Wissen und weitreichende Erfahrungen in der Begleitung von Geflüchteten zurückgreifen können und im Austausch mit den Behörden das Ankommen erleichternVerstetigung und Struktureinbindungen
Die Stärkung einzelner Strukturen wie dem Integrationsbeirat aber auch die Schaffung gezielter Schnittstellenverantwortlichen wie Koordinierungsstellen für Integration und Migration tragen zu einer organisierten und dabei flexiblen Reaktion auf Neuzugewanderte bei. Sie ermöglichen auch im Falle eines plötzlichen Anstiegs der Zahl der Ankommenden eine rasche und strukturierte Gestaltung der ErstorientierungInterkulturelle Kompetenzentwicklungen
Weiterbildungs- und Beratungsformate im Themenfeld “Interkulturelle Orientierung und Öffnung” für Verwaltungsmitarbeitende und Ehrenamtliche leisteten in den vergangenen Jahren einen hohen Beitrag zur kompetenten Begegnung der mit dem Zuwanderungsprozess verbundenen Herausforderungen. Die Möglichkeit zur intensiven Reflektion des eigenen Handelns in Kombination mit der Vermittlung neuer Herangehensweisen zur Etablierung einer Interkulturellen Öffnung und Anerkennungskultur im Land Sachsen-Anhalt fördern die Bereitschaft, neue Wege zu gehen und ermöglichen auch in Anbetracht der Ankunft der Geflüchteten aus der Ukraine gezieltes unterstützendes Vorgehen
Ermöglicht wurde diese Entwicklung auch durch das zunehmende landespolitische Interesse am Ausbau nachhaltiger Strukturen der interkulturellen Öffnung. Spätestens mit dem 2020 verabschiedeten Landesintegrationskonzept hat Sachsen-Anhalt seine Entschlossenheit unterstrichen, Interkulturelle Orientierung und Öffnung als zentrale Querschnittsaufgabe in den öffentlichen Unterstützungsstrukturen wahrzunehmen. So heißt es auf Seite 29: „Die wachsende sozio-kulturelle Vielfalt und die Anforderungen an eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben erfordern zunehmende Anstrengungen einer interkulturellen Öffnung von Strukturen und Gesellschaft.” (Landesintegrationskonzept Sachsen-Anhalt (2020), S. 29)
Das IKOE-Projekt versteht sich in diesem Kontext als ein Instrument und Impulsgeber zur Unterstützung Interkultureller Öffnungsprozesse und wird sich den beschriebenen Faktoren auch zukünftig widmen, um langfristig interkulturelle Sensibilisierungs- und Öffnungsarbeit in Sachsen-Anhalt zu befördern.
Imprint
Konzeption & Text: Team IKOE
Gestaltung & Umsetzung: Valea Diller-El Khazrajy (www.interkultur-design.com)
Programmierung: Oligoform GBR
Erscheinungsdatum: 2022
Seriennummer: Diversity Journal IKOE III / 13
ViSdP: Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V.:
IKOE - Fachstelle Interkulturelle Orientierung und Öffnung Sachsen-Anhalt
Sämtliche Rechte an Text, Bild & Gestaltung liegen bei der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V.
Bildrechte (wenn nicht anders angegeben): Team IKOE




